Salzhemmendorfs Industriegeschichte
Biermann & Pieper
Auf dem Limberg, einem Genossenschaftsforst unterhalb der höchsten Erhebung des Thüster Berges, des Kanstein, wurden schon in früheren Zeiten Steine gebrochen, die aber nur behauen und zum Häuserbau sowie zur Ausbesserung der Wege verwendet wurden.
1847
Der Maurermeister Conrad Biermann machte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts alchemistische Experimente, angeblich um Gold herzustellen und den Stein der Weisen zu finden. Dabei stellte er fest, dass die Steine aus dem Limberge einen guten Kalk liefern. Zusammen mit Conrad Keese legt er den ersten Kalkofen auf der Weide unter den Holzteilungen an.
1878
Da sich das Geschäft mit dem Kalk gut entwickelt, bauen auch andere Salzhemmendorfer sich Kalköfen. Inzwischen gibt es 28 Stück. Da der Kalk in Fässern transportiert wird, sind in Salzhemmendorf 40 Personen mit deren Herstellung beschäftigt.
1889
Biermann, Keese und Schatte errichten an der Strasse nach Hemmendorf einen grossen Ringofen von der Firma Menscheid & Jenicke Dortmund.
1890
Die Bremsbahnen werden errichtet.
1897
Salzhemmendorf erhält einen Bahnanschluss, der Kalk braucht nicht mehr durch Pferdefuhrwerke transportiert werden. Dem Betrieb wird eine Ziegelei angegliedert.
1902
Eine Transportbahn vom Bruch bis zu den Kalköfen wird angelegt.
1931
Ein Mahlwerk wird eingerichtet.
1936
Ernst Biermann und Kurt Pieper sind die Gesellschafter des Werkes.
1956
Biermann & Pieper und VOSKA werden vereinigt zu den „Vereinigten Osterwald-Salzhemmendorfer Kalk- und Ziegelwerken“.
Voska
1870
In den 70er Jahren beginnt der Fabrikant Kuhlemann Steine aus dem Gebiet „In den grossen Teilen“ zu brennen. Er baut Kammeröfen am Ortsausgang nach Duingen und schafft die Steine mit einer Bremsbahn zu den Öfen.
1896
Kuhlemanns Betrieb wird mit dem Kalkwerk Alves & Co. am Bahnhof Osterwald vereinigt. So entstehen die „Vereinigten Osterwald-Salzhemmendorfer Kalkwerke“ (auch „Voska“ genannt).
1908
Das Werk erhält einen Ringofen.
1937
Das Werk wird um eine Mahlanlage erweitert. Die Belegschaft besteht aus 150 Mann.
1956
Biermann & Pieper und V.O.S.K. werden vereinigt zu den „Vereinigten Osterwald-Salzhemmendorfer Kalk- und Ziegelwerken“.
1958
Das Salzhemmendorfer Kalkwerk wurde zum 1.1.1958 liquidiert und lief bis Mai aus. Im Oktober beobachteten zahlreiche Zuschauer, wie die drei Schornsteine gesprengt wurden.
Dolomitwerke
1870
Das dritte Werk, das den Kalkstein aus dem Limberge ausbeutet, geht auf den Maurermeister Lippmann zurück. Er legt über dem Limberger Weg einen Dolomitsteinbruch an.
1882
Der Dolomit wird zur Entphosphorisierung des Eisens nach dem Thomasverfahren in dem Peiner Walzwerk verwendet.
1896
Nach dem Bau der Eisenbahn wird im Steinbruch ein Brecher zur Herstellung von Schotter und Kies eingebaut. 80 Arbeiter und Steinhauer sorgen dafür, dass die Steine über eine Bremsbahn zur Kleinbahn befördert werden.
1920
Lippmann verkauft den Betrieb an den „Georg-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein“.
1938
Der Schotter aus dem Dolomitwerk wird zum Bau der Reichsautobahnen verwendet.
1945
Nach dem Krieg wird das Produktionsprogramm des zum Klöcknerkonzern gehörenden Betriebes umgestellt.
1960
Der Steinbruchbetrieb „Klöckner-Durilit“ liefert seit Anfang der sechziger Jahre neben Schotter und Strassenbaumaterialien für den Gleisbau auch Steine für den Schachtofenbetrieb und Mergel als Düngemittel.
1962
Ein neuer Produktionszweig wird durch den Bau eines Schachtofens erschlossen. Die „Dolomitwerke GmbH Salzhemmendorf“, eine Tochterfirma des Klöcknerkonzerns, stellt Sinterdolomit für Stahlwerke her. Der als Nebenprodukt anfallende Branntkalk wird als Düngemittel verkauft. Die Natursteinverarbeitung wird aufgegeben und von der Firma Josef Buchmann übernommen. Dieser Betrieb in den Gebäuden des früheren „Voska“-Werkes verarbeitet unter anderem Dolomitstein zu Baumaterialien und Denkmälern.
1994
Am 30. August kommt es zu einem schweren Unfall bei der Reinigung eines Ofens. Drei Menschen sterben durch eine Explosion. Heute erinnert ein Gedenkstein auf dem Firmengelände an die Katastrophe.
Müller Baustoffe
1925
Am 22. August lässt Friedrich Müller seine neu gegründete Kalkgrosshandlung in das Handelsregister beim Amtsgericht Lauenstein eintragen.
1935
Ab 1935 werden auch Baustoffartikel verkauft, z.B. Zement, Ziegel und Nägel.
1957
Umzug in das Gebäude der ehemaligen Kalkmühle der stillgelegten Firma Biermann & Pieper. Das Grundstück und die Halle der Nähmaschinenfabrik Margotana Schöppner & Co. wird gekauft.
1976
Im Baustoffverkauf in Salzhemmendorf wird der erste kleine „Müller Baumarkt“ eingerichtet.
1984
Eröffnung des Baumarktes Salzhemmendorf in der ehemaligen Margotana Halle. Die Firma heisst jetzt Friedrich Müller GmbH und Co. KG.
1985
Die Firma tritt in die hagebau Kooperation ein.
2000
Die Firma feiert 75jähriges Jubiläum. Die Firma hat inzwischen Filialen in Gronau, Nordstemmen, Alfeld, Artern, Dessau und Zörbig.
2001
Der hagebaumarkt Salzhemmendorf wird umgebaut und vergrössert, die Belegschaftszahl auf 11 Mitarbeiter aufgestockt.
Faber & Dienes GmbH
1865
August Faber gründet mit seinem Sohn Heinrich eine Orgelbaufirma an der Flöthstrasse. Der Orgelbau wird zunächst handwerksmässig betrieben. Später treten die fünf Söhne von Heinrich Faber in die Firma ein und führen technische Neuerungen und auch selbst erfundene patentierte Konstruktionen ein.
1870
Die Orgel für die Salzhemmendorfer Kirche wird hergestellt.
1902
Die Orgel für die Weenzener „St. Maternus Kapelle“ wird für 1230 Mark ausgeliefert und Pfingsten zum erstenmal gespielt.
1904
Die Firma heisst jetzt Faber & Greve.
1909
Musikfachausstellung in Leipzig
1914
Jährlich werden ca. 20 Orgeln hergestellt und sogar bis nach Asien und Amerika geliefert.
1918
Durch den Krieg war die Produktion lahmgelegt worden. Nach dem Krieg wird versucht, den Orgelbau wiederzubeleben. Es werden hauptsächlich Orgeln für den Export hergestellt. Während der Inflation fehlen die Aufträge aus dem Binnenland. In der Fabrik werden jetzt auch Kaffeemühlenkästen hergestellt. Die Remscheider Firma Dienes beteiligt sich am Bau der Kästen. In dieser Zeit heisst die Firma Faber & Dienes. Nach Auseinandersetzungen übernimmt Dienes allein die Holzwarenfabrik. Die Orgelbaufirma heisst dann Faber & Söhne.
1931
Der Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft bringt den Orgelbau zum Erliegen.
1945
Die Orgelproduktion wird eingestellt. Auf dem Gelände werden später Kaffeemühlen produziert, heute gehört es zur Firma „Calenberg Ingenieure“.
2010
Die Orgel in der St.-Margarethen-Kirche wird für ca. 260.000 € restauriert.
Hagedorn Spedition
Hans Hagedorn gründet eine Spedition für Nah- und Ferntransporte. Der Firmensitz wird später nach Osterwald verlagert.
Betonwarenwerke Salzhemmendorf
August Verständig gründet die Fabrik für Beton-, Bims-, Blähton-, Montage- und Wand-Steine für Wohn- und Industriebauten.
Margotana Schöppner & Co.
Bis in die 50er Jahre werden in Salzhemmendorf auf dem heutigen Gelände von hagebau Nähmaschinen fabriziert.